Mittwoch, 12. Dezember 2012

Meine Radtour - Noch ein paar Zahlen

Jetzt liegt meine Reise schon mehr als zwei Wochen hinter mir. Ich hatte nun Zeit, einmal ein paar Zahlen zu meiner Radtour auszurechnen, die ich ganz interessant finde. Die will ich euch nicht vorenthalten:

Schlussendlich habe ich von San Francisco nach New York 5932,34 Kilometer zurückgelegt. Für diese Strecke habe ich (fahrend) 50 Tage benötigt. In diesem Zeitraum habe ich wiederum 292 Stunden 14 Minuten und 3 Sekunden im Sattel gesessen. Dies ergibt insgesamt eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 20,3 Km/h. Pro Tag bin ich durchschnittlich etwa 118 Kilometer weit gefahren. Auf dem Weg habe ich 48571 Höhenmeter "erfahren". Insgesamt habe ich 13 Staaten durchquert (Kalifornien, Nevada, Utah, Colorado, Kansas, Missouri, Illinois, Indiana, Kentucky, West Virginia, Pennsylvania, New Jersey und New York). Am längsten habe ich mich jeweils in Utah und Colorado aufgehalten, nämlich jeweils 9 Tage.

Während der Fahrt hatte ich praktisch keine ernsthaften Probleme mit meinem Fahrrad. Es gab einen Platten, ein Mal musste ich die Kette und die Kassette austauschen. Ich finde das insbesondere deshalb bemerkenswert, da mein Gefährt schätzungsweise 20 Jahre alt ist.

Die längste Etappe war 190 Kilometer lang. Das war in Kansas, von Scott City nach Great Bend. Dies war auch der Tag an dem ich am längsten gefahren bin: 9 Stunden und 44 Minuten. Am schnellsten war ich ein paar Tage zuvor unterwegs: die Strecke von Pueblo nach Eads habe ich mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von etwa 25 Km/h bewältigt. Die meisten Höhenmeter, nämlich 2188, habe ich geschafft, als ich vom Lake Powell nach Blanding gefahren bin.

Insgesamt dürfte ich an den 50 Fahrtagen ungefähr 400.000 Kalorien verbraucht haben. Einiges davon dürfte von dem kommen, was ich an Körpergewicht verloren habe. Das sollten so 8 oder 9 Kilo sein. Lässt man das mal bei Seite, entspricht der Verbrauch etwa 8300 Äpfeln, 777 Tafeln Schokolade oder 200 Schäufele.

Ich möchte mich an dieser Stelle auch einmal für den ganzen Zuspruch bedanken, den ich die Zeit über erhalten habe. Das hat mich immer motiviert!
Natürlich bedanke ich mich auch fürs Lesen. Bis heute konnte der Blog mehr 4500 Seitenaufrufe verzeichnen. Das macht mich sehr stolz! Dankeschön!

Sonntag, 25. November 2012

Somerville - New York City - 100 km - Tag 71

Heute war es soweit. Ein letztes Mal beim Frühstück so viel in sich hineinschaufeln wie geht. Ein letztes Mal in die Radhose und den Helm auf. Auch ein letztes Mal die Regenjacke anziehen. Denn nachdem ich ja seit ich in Huntington losgefahren war und ziemlich viel Glück mit dem Wetter gehabt hatte, war für den heutigen Tag noch einmal Regen angekündigt. Als ich das Motel verließ, fielen einige dünne Regentropfen vom Himmel. Es schien so, als wäre es auszuhalten.

Für den heutigen Tag hatte ich mein Garmin GPS wieder reaktiviert, was ich jetzt wochenlang irgendwo in den Packtaschen durch die Gegend gefahren hatte, ohne es zu benutzen. In der Regel war die Navigation einfach, viele Abzweigungen hatte es bei den meisten Etappen nicht gegeben. Das sollte sich heute grundlegend ändern. Die von Google vorgeschlagene Route sah insgesamt 111(!) Abzweigungen vor. Das hätte ich mir nicht merken können und habe die Route deshalb via Bikeroutetoaster nochmal manuell neu erstellt (die direkte Übertragung von Google Maps auf das Garmin schein nicht so ohne Weiteres machbar zu sein) und auf das Garmin rübergezogen. Ich habe schon vom Start weg gemerkt, dass sich das gelohnt hatte. Hier fing im Grunde der Verdichtungsraum New York schon an und die Gefahr wäre schon da gewesen, sich irgendwo im Straßengewirr zu verlieren.

Der Regen wurde mal stärker, mal schwächer, hörte aber nie ganz auf. Die neue Regenjacke erledigte ihren Job prima. Anfangs bin ich noch durch normale Wohngegenden gefahren. Umso östlicher ich aber kam, desto "großstätischer" wurde die Umgebung und der Verkehr nahm zu. Da ich praktisch die ganze Zeit durch die Stadt gefahren bin, hatte ich unterdessen überhaupt kein Gefühl, wo ich eigentlich war und wie weit es noch sein würde. Ich bin einfach der Linie auf dem GPS-Display gefolgt. Ich wollte einfach ankommen.

Irgendwann habe ich dann aber an der Beschriftung der Straßen und an anderen Schildern gemerkt, dass ich mittlerweile in Newark angekommen war. Ich musste wohl schon bald nach Jersey City kommen. Es ging eine ganze Weile durch unfassbar hässliche Industriegebiete mit Autobahnen, Unterführungen und Brücken. Ich kam mir vor, als würde ich durch einen Schwarz-Weiss-Film fahren, so grau war es. Da kam der Regen dazu, so wie auch die irre Lautstärke des Verkehrs und speziell der Lastwagen. Man kennt das ja auch von unseren Straßen: das Wasser unter den Reifen verstärkt irgendwie das Geräusch der Reibung.  Ich bin dann durch eine Unterführung durch auf eine unfassbar schlechte Straße abgebogen. Die war so schlecht, da hätten Fußgänger ihre Probleme gehabt. Aber in diesem Moment war es so weit: Ich konnte am Horizont zum ersten Mal das Empire State Building sehen. Gänsehaut.

Ich war dann bald in New Jersey angekommen und fand den Radweg, der am Hudson River entlang führt. Vorbei an teuren Apartmentgebäuden bin ich ganz weit in den Norden gefahren. Dies war nötig, denn die George Washington Bridge im Norden Manhattans ist die einzige, die für Radfahrer frei ist. Es gibt sonst keine andere Möglichkeit, da rüber zu kommen. Das hat sich ganz schön gezogen und ich bin noch eine ganze weile nach Norden geradelt. Bevor ich dann auf die Brücke konnte, musste ich dann noch einen letzten, ganz schön steilen, Hügel hoch.

Die Brücke hat, wie jede andere Brücke, zwei Seiten. Hier ist aber immer nur jeweils eine Seite geöffnet. Ich bin durchs offene Tor der Südseite gefahren und passierte ein Polizeiauto. Die Polizisten pfiffen mich umgehend zurück. Wo ich denn hin wollte, die Seite sei geschlossen!? Ich sagte dass doch das Tor offen sei. Das wollten sie mir nicht glauben. Ich fragte sie dann wie ich sonst reingekommen sein sollte!? Ich bin also umgedreht um die Seite zu wechseln. Die beiden hinter mir her. Dummerweise war das Tor dann wirklich zu. Ich machte Ihnen klar, dass ich nicht geflogen sein konnte. Das sahen sie ein und ließen sie mich raus.

Die Amerikaner müssen, was Radwege angeht, noch viel lernen. Ich musste, bevor ich auf den Radweg konnte, mein Rad erst mal eine enge Treppe hoch tragen. Dann wieder runter. Dann wieder hoch. Dann war ich auf der Brücke. Auf der anderen Seite das selbe Spiel.

Nun war ich also in Manhattan angekommen und sah zu, dass ich den Radweg fand, der nun auf der anderen Seite des Hudson wieder nach Süden runter führt. Der Radweg würde mich fast bis zur Brooklyn Bridge, meinem Ziel führen. Ich hatte mich zuerst ein bisschen verfranzt und war auf einem parallelen (und schlechten) Fuß- und Radweg unterwegs. Auf den "richtigen" Radweg konnte ich nicht wechseln, weil zwischen den beiden Amtrak-Schienen verliefen. Ich musste als auf der Buckelpiste weiterfahren und befürchten, dass ich meine Taschen verliere. Irgendwann gab es eine Lücke und ich konnte auf den Radweg wechseln. War es eben noch eine Tortur gewesen, befuhr ich jetzt sozusagen eine Fahrrad-Autobahn. Ganz glatter Asphalt und wenig Verkehr. Zudem hatte der Regen endlich aufgehört und ich konnte die Plastiktüten, in die ich meine Füße gesteckt hatte, um trocken zu bleiben, endlich abnehmen.

Ab da war es einfach. Immer geradeaus und irgendwann links abbiegen. Ich bin dann ein paar Straßen nach Osten. Dann kam eine kleine Grünanlage. Die kannte ich von den vorherigen Besuchen der Stadt und wusste, dass es nun nur noch ein paar Meter waren. Noch über eine Straße und ich war da. Ich bekomme Gänsehaut in dem Moment wie ich das hier schreibe. Ich kam also nach so vielen Kilometern auf der Brücke an, konnte aber nicht wirklich realisieren, dass ich nun am Ziel war.

Auf der Brücke war nicht viel los. Ein französisches Pärchen erklärte sich bereit ein Bild von mir zu machen was aber leider nichts geworden ist. Ich hatte dann keine Lust mehr noch jemanden anderes zu fragen also habe ich selbst ein Bild gemacht.




Ich habe mich dann nicht viel länger auf der Brücke aufgehalten, weil es dann wirklich kalt wurde. Mit dem langsam aufsteigenden Gefühl es wirklich geschafft zu haben, habe ich mich dann auf  den Weg ins Hostel gemacht.

Montag, 12. November 2012

Coopersburg - Somerville - 91 km - Tag 70

Heute Morgen, als ich aufgestanden bin, war Anne schon in der Arbeit. John arbeitet aber von zu Hause aus und so frühstückten wir gemeinsam. Wir haben noch zusammen eine Route für den Tag zusammengestellt (es ist immer praktisch wenn einer die Gegend und die Straßen kennt) und ich habe meine Sachen zusammengepackt. Nach so vielen Tagen on the Road geht das mittlerweile wie im Schlaf.

Die Etappe war heute nur etwa 55 Meilen lang, starte aber hügelig. Ich hatte, wie gestern schon, nicht so viel gefrühstückt was dazu führte, dass ich irgendwie nicht richtig in die Gänge gekommen bin. Ich habe aber auch in den vergangenen Tagen schon gemerkt, dass meine Form momentan nicht mehr ansteigt. Vielmehr würde ich sagen, dass ich so langsam ein bisschen müde werde. Nur gut, dass morgen der letzte Tag ansteht.

Nach dem ersten Drittel des heutigen Tages bin ich nach New Jersey reingekommen. Die beiden Staaten trennt der Fluss Delaware. Ein paar Meilen weiter südlich haben im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg Hessen gegen Amerikaner gekämpft. Ich habe aber nur mit einem Hügel gekämpft, von dem ich mir sicher war, dass es die letzte nennenswerte Erhebung meiner Tour sein würde.





Danach ging es relativ sachte weiter. Ich bin mal wieder von einer normalen Straße auf einen großen Freeway gekommen. Ich bin also wieder runter und habe mir eine alternative Route gesucht. Das ist hier nun relativ einfach, weil einfach überall Straßen sind. Seit ich heute Morgen aufgebrochen bin, bin ich praktisch ununterbrochen in besiedeltem Gebiet unterwegs. Dadurch, dass überall Häuser sind, die relativ weit auseinander stehen, müssen eben auch überall Straßen hingebaut werden. Meine letzte Übernachtung habe ich heute in in einem Ort der Somersville heißt. In Wirklichkeit sind die Orte und Siedlungen gar nicht auseinander zu halten. Es ist praktisch ein riesiges, ausuferndes bevölkertes Gebiet.

Abendessen gab es heute (mal wieder nach einer Zu-Fuß-Odyssee über Straßen ohne Beleuchtung, Bürgersteige oder Rasenflächen) bei "Fuddruckers". Was gabs? Mal wieder Burger, aber dieses Mal was besonderes: Einen Wapiti-Burger mit Käse und glasierten Zwiebeln. Wenn man seinen Burger dann bekommt, kann man sich an der Salatbar an allem möglichen Gemüse bedienen und es noch zusätzlich auf dem Burger legen. Der war wirklich klasse und rangiert auf der Bester-Burger-den-Ich-je-gegessen-habe-Liste ziemlich weit oben.




Morgen ist es dann soweit. Meine Tour geht zu Ende. Bis heute habe ich etwa 50 Tage auf dem Rad verbracht und bin ungefähr 5.600 km gefahren. Morgen werde ich Birgit New York treffen und wir verbringen den Rest der Woche dort gemeinsam. Ein gebührender Abschluss für eine solche Tour.

Lancaster - Coopersburg - 115 km - Tag 69

Ich bin heute, es war ja Sonntag, als erster aufgestanden. Ich habe mir selbst ein kleines Frühstück gemacht  und dann recht schnell meine Sachen zusammengepackt. Während es gestern den ganzen Tag über warm aber diesig gewesen war, konnte man heute schon früh erkennen, dass es schön sonnig werden würde. Ich wurde von der ganzen Familie verabschiedet und habe in den ersten Momenten des Fahrens noch ein bisschen was von dem schönen Ort gesehen. Wenn man früh losfährt, vor allem an einem Sonntag, ist draußen noch alles ganz ruhig. Gepaart mit den ersten Sonnenstrahlen, war das ein schöner Start in den Tag.




Ich bin dann die ganze Zeit geradeaus gefahren und kam dann in einen Ort namens "New Holland". In diesem Ort ist auch die Firma mit dem gleichen Namen ansässig. Man sieht riesige Fabrikgelände, wo Traktoren und landwirtschaftliche Maschinen hergestellt werden. Auf der einen Seite der Straße also moderne Technik, auf der anderen Seite sieht man das Gegenteil: Die berühmten schwarzen Pferdekutschen der Amish. Andrew hatte mir schon erzählt, dass ich viele sehen würde. Es gibt wohl in der Gegend etwa 100.000 Menschen, die den Amish angehören. Später sind mir dann viele Jungs auf Fahrrädern entgegengekommen. Da Sonntag war, konnte ich mir denken, dass sie gerade aus der Kirche kommen. Diese habe ich dann kurz darauf auch passiert. Das war ein Bild wie aus einer anderen Zeit. Eine Kirche aus Holz und ganz weiß. Daneben etwas was aussah wie ein Stall, wo ganz viele schwarze Kutschen geparkt waren. Die Messe war offenbar gerade vorbei, sodass ganz viele in schwarz gekleidete Menschen vor der Kirche standen und das tolle Wetter nutzen um wohl die Ereignisse der Woche zu diskutieren.

Ich hatte geplant die Mittagspause in Pottstown einzulegen. Die Stadt liegt ungefähr auf 2/3 der Strecke. Ich war also schon eine Weile unterwegs, und da ich kaum etwas gefrühstückt hatte drückte mir es schon ganz schön im Magen. Dazu habe ich mich dann auch noch ein bisschen verfahren. Was dazu führte, dass ich eine kleine "Ehrenrunde" drehen musste. Schlussendlich hab ich dann aber einen Burgerking gefunden und es gab endlich was zu essen.

Nach der Mittagspause wurde es plötzlich wieder ganz schön hügelig. Das blieb auch bis zum Ende des Tages so und fand ganz kurz vor Ende auch noch seinen Höhepunkt ein einem Anstieg mit bis zu 20%(!) Steigung.

Heute Abend habe ich bei John Schubert und seiner Frau Anne übernachtet. Die beiden wohnen in einem kleinen Haus in einem schönen Wohngebiet mitten im Wald. Zu dem Haus gehört ein Gästehaus, in dem ich sozusagen mein eigenes Reich hatte. Es gab ein leckeres Abendessen und Bier einer Brauerei aus der Gegend. John ist ein alter Hase im Bikebusiness (er ist Autor und schreibt Bücher und Zeitschriftenartikel über Fahrräder und Radfahren, außerdem ist er Gutachter für Fahrradunfälle) und wir redeten den ganzen Abend über Fahrräder und Fahrradtouren.

Gettysburg - Lancaster - 91 km - Tag 68

Heute stand ein nicht all zu langer Tag an. Zudem hatte ich gesehen, dass das Terrain auf der heutigen Strecke ein  bisschen "radfahrerfreundlicher" werden sollte.

Vor ein paar Jahren bin ich schon einmal in Gettysburg gewesen. Als ich aber heute aufgebrochen bin, war ich doch ein bisschen überrascht, dass ich so gar nichts wieder erkannt habe. Als ich aus dem Ort herausgekommen bin, tat sich aber eine Landschaft auf an die ich mich erinnere: Kleine Hügelchen und links und rechts von der Straße kleine Farmen mit roten Scheunen.

Ich bin heute auf dem Highway 30 unterwegs gewesen, auf dem ich ziemlich schnell in den nächsten Ort gekommen bin. Dieser war eigentlich eher eine Stadt namens York, die ich, weiterhin auf dem Highway 30 bleibend,  nördlich umfahren wollte. Während der Highway die ganze Zeit eine zweispurige Straße war, war es hier mal wieder so, dass sich die Verhältnisse von einer auf die andere Sekunde völlig verändern. Plötzlich war die Straße 3-spurig auf jeder Seite und der Seitenstreifen war verschwunden. Außerdem war plötzlich ein wahnsinniger Verkehr. Das war das erste Mal, dass ich sie Straße tatsächlich verlassen musste. Ich habe mich sozusagen in die Mittagspause "gerettet" und mir währenddessen eine neue Route rausgesucht. Es stellte sich heraus, dass, nachdem ich York passiert hatte, der Highway wieder einen Seitenstreifen hatte und somit wieder befahrbar war. Ich habe aber schnell die Lust verloren, weil trotzdem noch so viel Verkehr war. Bei so viel Verkehr ist es immer so laut. Das ist vor allem den amerikanischen Lastwagen mit ihrer Uralt-Technik zuzuschreiben, die ohnehin viel zu schnell fahren. Genauso wie die Amerikaner nicht in der Lage sind, ein vernünftiges, zeitgemäßes Auto zu bauen, gilt das offenbar auch für LKW.

Glücklicherweise bin ich ganz schnell auf eine schöne Nebenstraße gekommen, auf der ich bis zum Ziel des Tages geblieben bin. Bevor ich angekommen bin, habe ich mal wieder einen Fluss überquert. Nämlich den Susquehanna River. Obwohl mir der Fluss total unbekannt ist, ist es (das nehme ich jetzt einfach mal an) von allen, die ich nun überquert habe, mit Abstand der breiteste. Ziemlich genau eine Meile.




Heute Abend habe ich bei Andrew und seiner Familie in seinem Haus mitten in Lancaster übernachtet. Die Familie war total nett und wir hatten gemeinsam einen echt schönen Abend. Andrew hatte noch seinen Schwager und seine Frau eingeladen. Mit den Kindern waren wir insgesamt eine Runde von neun Personen. Dazu kam noch eine witzige Hündin namens Dixie und 2 Katzen. Volles Haus also. Diese Begegnungen und Gespräche sind glaube ich dass, was einem mit am längsten in Erinnerung bleiben wird.

Freitag, 9. November 2012

Breezewood - Gettysburg - 105 km - Tag 67

Wie immer seit ich von Huntington aufgebrochen bin, bin ich auch heute Morgen ziemlich pünktlich los. Obwohl ich fast eine Stunde beim Frühstück verbracht habe. Ich brauche morgens einfach die Zeit, um ausreichend Kalorien in mich hineinzustopfen. Ich mag es nicht so sehr, ständig zwischendurch anzuhalten um was zu essen. Noch viel weniger mag ich es, während dem Fahren was zu Essen. Momentan ist das Wetter ja gut, sprich: es scheint die Sonne. Da wäre Pause machen möglich. Wenn aber keine Sonne scheint und man geschwitzt ist, wird einem relativ schnell kalt. Um das zu vermeiden, esse ich morgens eben so viel wie irgendwie geht. So habe ich es bisher immer bis zur Mittagspause geschafft.

Ich bin heute wieder auf der selben Straße wie gestern unterwegs gewesen. Als ich gestern Abend nach Breezewood reingekommen bin, standen dort Schilder am Straßenrand, die die Autofahrer (oder Radfahrer?) vor Lastwagenverkehr auf den nächsten 25 Km warnten :"Truck Alert" "Heavy Truck Traffic". Deshalb war ich auch ein bisschen besorgt, dass es unangenehm werden könnte. Als ich dann aus dem Ort herausgefahren bin (wo wirklich ein irrer Verkehr war), hat sich relativ schnell herausgestellt, dass es heute kein Problem mit den Lastern geben würde. Außerdem gab es einen guten, relativ breiten und sauberen Seitenstreifen. Das sorgte für entspanntes Fahren.

Dabei ging es nicht achterbahnmäßig hoch und runter, sondern es gab, genau wie die letzten zwei Tage, eher längere Anstiege. Doch nicht mehr so hoch, dass ich noch Schnee gesehen hätte. Wohl aber gab es die ein oder andere schöne Aussicht:



Ziel des Tages war heute die "Most famous small town in America", nämlich Gettysburg. 1863 fand hier eine, oder vielleicht die wichtigste Schlacht im Amerikanischen Bürgerkrieg statt und dieser Umstand wird hier auch kräftig vermarktet. Es gibt unzählige seltsame private Museen (Lincoln Railroad Museum, Gettysburg Picture Museum???), Touranbieter die den Touristen die Schlachtfelder zeigen,  und Souveniershops. Unabhängig davon ist Gettysburg aber ein kleines, nettes Örtchen.



Heute Abend war ich dann gegenüber vom Motel was Essen. In dem Restaurant wird ausschließlich ein All-You-Can-Eat-Buffet angeboten. Das Essen war zum Teil wirklich frisch und selbst gemacht und ganz lecker. Einen Tisch weiter saß ein Amerikaner, der sicherlich einer der dicksten war, die ich je gesehen habe. Der musste den Stuhl fast einen halben Meter vom Tisch wegrücken, um bequem sitzen zu können. Er zeigte auch einen sehr vertrauten Umgang mit dem Kellner. Scheint wohl öfter vorbeizukommen..

Morgen geht es dann weiter nach Lancaster. Dort übernachte ich seit längerem mal wieder bei einem Warmshowers Host.

Somerset - Breezewood - 90 km - Tag 66

Laut Bikeroutetoaster, dem Radroutenplaner den ich neben dem Google ja auch noch verwende, sollte die Etappe heute nicht mehr so anstrengend werden wie gestern, denn etwa die zweite Hälfte der Strecke sollte einigermaßen flach sein. Deshalb bin ich ich auch einigermaßen enspannt auf die Etappe gegangen.

Es ging am Anfang auch wieder richtig hoch. So hoch, dass ich wieder eine geschlossene Schneedecke sehen konnte. Im Gegensatz zu gestern schien aber die Sonne. Ich kam mir ein bisschen vor wie beim Skifahren.



Es ging auf dieser Höhe aber nicht so lange weiter und es ging schnell wieder nach unten. Pennsylvania macht insgesamt irgendwie einen sehr netten Eindruck. Die Landschaft ist abwechslungsreicher. Es gibt nicht nur Wald wie in West Virginia, sondern hier und da auch mal offene Flächen wo man etwas weiter sehen kann und die Dörfer sind auch nicht ganz so heruntergekommen.



Mittagspause habe ich in einem Ort namens Bedford gemacht. Hier sah es wirklich so aus, als würde hier irgendeine kitschige Mittelklasse-Familien-Fernsehserie spielen, wo die Kinder brav sind und immer die Sonne scheint.

Ab dort ging es dann fast nur noch flach weiter, was dazu führte, dass ich flott unterwegs war und so schon extrem früh am Tagesziel in Breezewood angekommen bin. Breezewood ist einer der Orte, die offenbar nur aufgrund des Autobahnanschlusses existieren. Es sind praktisch riesige Raststätten mit nichts außer Motels, Tankstellen und Restaurants. Leider gab es nicht einmal einen Laden in dem ich mir ein Feierabendbier kaufen konnte (in Pennsylvania kann man in einem normalen Supermarkt oder einer Tankstelle keinen Alkohol kaufen). Weil es in dem Ort wirklich gar nichts zu tun gab, war ich auch schon um halb zehn im Bett. Immerhin gut zum Schlaf nachzuholen.